Neue Schulden-Zahlen? Irritationen bei 1860
18.12.10
Ein neuer Zeitungsbericht, wonach es neue Schulden-Zahlen rund um den TSV 1860 gebe, sorgt für Irritationen.
Vize Dieter Schneider nimmt Stellung.
Am Samstag erschien in der SZ ein ausführlicher Bericht über die finanzielle Lage der Löwen - mit vermeintlich neuen Zahlen.
Die Zahlen aus dem Bericht
Wie die Zeitung errechnet haben will, sollen die Löwen "aktuell neben dem kurzfristigen Liquiditäts-Engpass auch etwa acht Millionen Euro an Schulden belasten". Der Betrag sei doppelt so hoch wie bisher vermutet, schreibt die Zeitung. In den Lizenz-Auflagen hieße es etwa zu Forderungen, die nach dem 30.6.11 fällig werden: 4,332 Millionen Euro.
Mit den 5,3 Millionen Euro Liquiditätsnachweis, die bis zum 13. Januar zu erbringen sind, ist es nicht getan. Otto Steiner, Vorsitzender des Löwen-Aufsichtsrates, sagte der SZ: "Allein bis Juni nächsten Jahres sind die Liquiditätserfordernisse höher."
Einen Anhaltspunkt hierfür biete die Mitteilung aus der DFL-Lizenz-Auflage aus dem Mai 2010, die laut SZ besagt: "8,681 Millionen Euro (...) Mittelzufluss muss zur Finanzierung des Spielbetriebes uneingeschränkt und in voller Höhe bis zum 30.6.11 zur Verfügung stehen" bzw. "bis 2.6.11, 15.30 Uhr, Liquiditätsnachweise als Guthaben oder unwiderrufliche Kreditgarantie".
Vize Schneider nimmt Stellung
Was ist dran an dem Bericht? Die tz erreichte Dieter Schneider am Samstagnachmittag telefonisch. Der 1860-Vize: "Ich bin irritiert über diesen Bericht. Die Zahlen sind längst überholt, und so wie das Ganze dargestellt wird, ist es absolut sinnentstellend. Hier werden Forderungen mit Verbindlichkeiten verwechselt. Ich hätte wenigstens erwartet, dass man die vier Zahlen in der Liquiditätsberechnung richtig saldiert. Dann wäre man nämlich auf Verbindlichkeiten von 3,5 Millionen Euro gekommen. Aber auch das ist nicht mehr aktuell."
Steiner: "Es gibt eine Chance"
Zunächst einmal haben die 1860-Verantwortlichen den 13. Januar als Termin im Kalender rot eingekreist. "Es gibt eine Chance", so Steiner. "Vor allem sehen wir sie langfristig - wenn wir durch dieses Nadelöhr kommen. Dann haben wir die Chance, den Verein bis 2013 zu gesunden. Erstmals sind alle Zahlen transparent auf dem Tisch." Es gebe einen Sanierungsplan, der gemeinsam mit den offengelegten Zahlen den Banken, Partnern und potenziellen Investoren vorgelegt werde.
Die Chance der Löwen, durch das erste Nadelöhr zu kommen, beziffert Steiner auf "ungefähr fifty-fifty. Das Problem, das wir haben, ist: Wenn man jetzt einen neuen Investor anspricht und ihm die Kurzfristigkeit sagt, kann der oft nicht sofort einsteigen, weil schon allein die externen und internen Prüfungsverfahren ihre Zeit brauchen. Die meisten wollen sich natürlich erst mal in Ruhe die Zahlen anstehen und eine Planung machen. Unter professionellen Gesichtspunkten zieht sich das normalerweise zwei, drei, vier Monate hin. Das macht es zur Zeit nicht einfacher. Wir brauchen erste konkrete Ergebnisse in den nächsten vier Wochen."
Sollte es nicht gelingen, bis zum 13. Januar die 5,3 Millionen Euro Liquiditätsnachweis zu erbringen, so drohe ein Punktabzug, räumt Steiner ein. Laut SZ-Informationen könnten dann sieben Zähler vom Konto gestrichen werden. Eine solche Maßnahme ließe womöglich bei Banken und Partnern das Vertrauen schwinden. Schon im Oktober hatte die DFL einen Zwei-Punkte-Abzug gegen die Löwen verfügt.
Für die 1860-Verantwortlichen bedeuten die nächsten Wochen einen harten Kampf. Unter der Woche fasste Steiner die Lage der Löwen gegenüber der tz wie folgt zusammen: "Wir haben berechtigte Hoffnung, dass wir es schaffen, aber noch sind nicht alle Klippen genommen. Es wäre zu früh zu sagen, dass es Grund zu großem Optimismus gibt."
Im Interview mit der SZ schildert Steiner, wie Banken, Investoren und der FC Bayern den Sechzigern derzeit entgegentreten. Es existiere zwar eine auf der Vergangenheit beruhende Skepsis, weswegen von Partnern klare Konzepte gefordert werden. Doch Steiner sagt auch: "Es gibt schon ein grundsätzlich positives Klima, in dem man uns helfen will. Man hat den Eindruck, dass die Partner 1860 nicht untergehen lassen wollen."